Hoch und Tief

23. / 24.06.2014

Der erste Tag war schon mal heftig. Das war nicht mein Tag. Kaum saß ich am Ruder, ging irgendwas daneben. Mal ging die Halse in den hohen Welle schief, mal war der Ostseegrund des Greifswalder Boddens plötzlich steinig und noch plötzlicher nur 1,20 m unter der Wasseroberfläche. Immerhin wissen wir jetzt, wie sich ein Klappschwert anhört, wenn es über Steine springt: plong .... pling-pling-plong ... pling-plong. Ich hätte auch gut ohne diese Erfahrung weiterleben können. Die Karte auf dem Plotter zeigte die Untiefe auch an, aber nur, wenn man sich in der Detailanzeige befindet. Sehr ärgerlich.
Zurück zur eigentlichen Tour. Um den Absprung von Rügen zu schaffen, ging es vom Heimathafen Neuhof nach Lohme, in den Norden von Rügen. Das Wetter versprach eine sportliche Tour mit Windstärke 5-6 Beaufort (Bft), in Böen 7 Bft. Die Wellenhöhe wurde mit 1m vorausgesagt.


 Im Bereich von Strelasund und Bodden traf dies auch alles zu. Je weiter wir uns jedoch auf der Ostseite Rügens (vorbei an Sellin, Binz und Saßnitz) nach Norden bewegten, wurde es heftiger. An der Nord-Ostseite Rügens, mit schönem Blick auf die Kreidefelsen, bauten sich die Wellen schon gut über 1,50m auf und der Wind stellte sich eher auf 6-7 Beaufort ein. Und da passierte es: Frau "mir wird irgendwie nie schlecht auf dem Wasser" saß still in der Ecke und kämpfte mit den Urgewalten und vor allem ihrem Mageninhalt. Nebenbei strahlte Harry über jede 2m-Welle und dem Wind mit bis zu 15 m/s (7 Bft).
Der Versuch, uns auf der Nordseite Rügens das Kreuzen zu sparen und die restlichen 3 Seemeilen unter Motor zu fahren schlug fehl. Der kleine schwarze Brüller konnte mit seinen 8 PS bei diesem Wetter nicht sehr viel ausrichten. Also noch ´ne Reisepille eingeworfen, die Segel wieder gesetzt und weiterhin ohne Opfergaben an das Meer durchgehalten. Nach genau 10 Stunden und 10 Minuten waren die 54 Seemeilen geschafft und wir im Hafen. Erstmal Anlegebier ... und dann ab zum Hafenmeister, Liegegeld bezahlen und Brötchen zum nächsten Morgen bestellen. Während ich danach ein paar Spaghetti zusammenrührte, testete Harry das Schwert. So richtig leichtgängig ist es beim Aufholen leider nicht. Wird schon.
Nach dem Essen wurde das Geschirr nur kurz übergespült. Zu mehr war keiner mehr fähig. Wir plumpsten in die Koje und schliefen bis in den späten Morgen.
Heute geht es wesentlich geruhsamer zu. Wir bleiben bis Mittag hier und wechseln dann nur in einen anderen Hafen, 6 sm von hier entfernt. Von Glowe aus haben wir windtechnisch einen etwas besseren Start bei den zu erwartenden Windrichtungen morgen früh.
Wir wollen noch wesentlich nördlicher, Ystad, Smygehamn, Klintholm oder Skanör ... schauen wir mal, was geht.
Hier noch unsere Route (gelbe Linie) vom 23.06.:


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