Abschluss

08.07.2014



Es geht wieder in die Großstadt zurück.
Wollen will keiner, müssen - beide.

Wehmut macht sich breit, aber die Einsicht ist da.
Ist halt so ...


Segeln macht süchtig.
Segeln regt an, auf und holt dich doch komplett runter; auf den Boden der Tatsachen. Es zeigt dir, dass letzten Endes die Natur vorgibt, was notwendig ist: Macht sie kalt, ziehst du dich an, macht sie nass, suchst du Schutz, macht sie Wind - gehst du am besten Segeln und schaust dir, von ihrer Kraft getrieben, ihre Werke auf dieser Welt an.

Ich mag meine Arbeit wirklich, aber Segeln auf dem Meer ist ein anderes Level. Es ist nicht weniger anstrengend, nicht weniger fordernd, aber es gibt dir so unendlich mehr zurück. Mehr Zufriedenheit, mehr Rückmeldung zu dem, was du geleistet hast. Diese Rückmeldung kommt prompt, nicht erst mit der nächsten Statistik. Du lebst nur in diesem Moment. Exakte Planung wird nur grob akzeptiert, gute Vorbereitung lebensnotwendig. Das Wetter - immer etwas anders als in der Vorhersage - zwingt dich zur Spontanität. Eine Spontanität, die dir zeigt, dass du lebst.
Deswegen werde ich nicht aufhören, davon zu träumen, das Segeln eines Tages Lebensinhalt wird.

Fazit:
Unser Boot hatte mit uns für 12 Tage den Heimathafen Neuhof verlassen.
In dieser Zeit haben wir 334 Seemeilen zurückgelegt, das sind rund 619 Kilometer.
Davon 265 Seemeilen allein unter Segeln; nur 69 Seemeilen unter Motor bzw. Motor und Segel.
Der Außenborder verbrauchte dafür knapp 20 Liter Benzin.
Die kürzeste Tagestour betrug 2,1 Seemeilen, die längste 56 Seemeilen.
Wir sind 8 verschiedene Häfen angelaufen. 3 davon (in Kopenhagen und Warnemünde) waren für uns neu.

Essen und Trinken haben wir noch für mindestens eine Woche an Bord ... .... ... :-))))


Ausklang

07.07.2014

Es regnete beim Aufwachen.
Pause.
Es regnete beim Frühstücken.
Wieder Pause.
Es regnete beim Abwasch.
Jetzt reicht´s aber. Regen und kein Wind dazu sind kein Segelwetter. Lassen wir uns doch mal zeigen, wie es beim Segeln eigentlich unter dem Boot aussieht - ab ins Ozeanium in Stralsund (das weiße Gebäude auf dem Foto unten).





Die Ausstellung beschäftigt sich - wie der Name schon sagt - mit den Ozeanen dieser Welt, ihrer Flora und Fauna. Aber auch mit deren Erforschung, Artenschutz (Walfang!) und Umweltschutz (Plastikmüll!!). In zwei weiteren Abteilungen gibt es schöne, große Aquarien mit dem Tier- und Pflanzenbestand aus Ostsee und Nordsee.
Für die Kleinen gibt es mittendrin einen eigenen Bereich "Meer für Kinder" zum Selbermachen und Ausprobieren.

Es war schön und es war sehr interessant. Alles andere als nur ein "Schlechtwette-Notprogramm". Kann ich nur weiterempfehlen!

Folgend ein paar Fotos:



Dieses Aquarium zeigt die typische Welt eines Hafenbeckens. Die Liebe zum Detail hat begeistert.


Die Aquarien teilten sich in die Abteilungen Nordsee und Ostsee, waren von unterschiedlicher Größe und wirklich toll gestaltet.

Ein Stör. Der große Kerl hatte seine gut 1,20m.

Farbenfroh aber echt schräg drauf. Mag definitiv keine Kameras.

Suchbild: finde die Scholle!

Seepocken am eigenen Boot sind doof und schwer zu beseitigen. Seepocken an einer Muschel wunderschön.

Einfach mal rumhängen. Das Seepferdchen hatte wohl auch Urlaub :-)
 
Hier ein Aquarium mit einem Wrack. Wunderschöne ... ähm ... bunte Puschel :-)
Das folgende Aquarium war sehr beeindruckend. Das größte Becken des Ozeaniums,  mit 2,6 Millionen Litern Fassungsvermögen. Das Schwarmfischbecken im Nordsee-Bereich, inklusive verschiedener Rochenarten und Sandtigerhai. In diesem Becken ist das Wasser mehr als neun Meter tief. Die gebogene Panoramascheibe wiegt 22 Tonnen und ist mehr als 30 Zentimeter dick! Darüber war ich froh - schon wegen des Hai´s ... 


Oben auf dem Dach gibt es ein Anlage mit Humboldt-Pinguinen. Ob es am Wetter lag, an der Kamera in meiner Hand oder an seiner Frau - ich weiß es nicht. Paule war echt schlecht drauf. Wenn Blicke töten könnten. Kenne ich sonst nur aus dem Büro, morgens um 7 Uhr :-)))))


Nach knapp drei Stunden waren wir wieder raus. Ein Blick Richtung Heimathafen Neuhof (ca. 9 km hinter dem am Horizont zu sehenden Rügendamm) sagte uns " ihr habt Zeit"!



Also rein ins lecker-deftige Restaurant. Der letzte (komplette) Urlaubstag an der Ostsee muss würdevoll begangen werden. Wenn schon nicht mit Segeln, dann doch wenigstens lecker. Mahlzeit!


Natürlich können wir nicht aus Stralsund raus, ohne noch ein paar Boote im Alten Hafen anzusehen. Das hier z.B., eine Reinke, ein Boot mit Aluminiumrumpf. Nicht schön, aber sehr schön praktisch für weite Strecken. Allerdings auch für "weitreichende" Konten. Aber interessante Einzellösungen an Deck abgucken kostet ja nix:


Nach der Rückkehr blieben wir auf dem Boot und das Boot im Hafen. Wir sind etwas segelmüde und urlaubsfaul.
Morgen müssen wir unser 7m-Paradies leider verlassen und die Heimreise nach Berlin antreten. Vorher wird noch aufgeräumt und einige Sachen ins Auto verladen.
Der Abschied wird wieder schwer fallen. Das Reisen auf einem (Segel-)Boot macht süchtig. Die ganze Welt minimiert sich auf 7m x 2,50m und reicht doch aus, um sich in aller Einfachheit pudelwohl zu fühlen. Zum Glück bleibt uns diese Möglichkeit noch für ein paar Wochenenden in diesem Jahr.

Zum Ende der Fahrt 2014 werde ich in einem abschließenden Post (morgen oder übermorgen) die ganze Reise kurz in ein paar Daten und Gedanken zusammenfassen.
Diese Ansage musste sein, da wartet mein Vater immer drauf :-)

Faul wie die Sünde

05./06.07.2014

Wir haben Besuch. Nicht, das es etwas Neues ist. Gemeinsam mit der Crew der Hasardeur sind wir schon so manche Meile auf unserem Boot gesegelt.

Aber bei diesen Temperaturen zu viert in einem 7m-Boot ... ?! Nein. Ein Unterhaltungsprogramm für einen schönen aber heißen Sonnabend muss her. Was macht man mit 4 Seglern? Genau - man schickt sie aufs Wasser. Da der Wind mal wieder mit Abwesenheit glänzte, ließen wir die Segel in den Taschen und machten uns unter Motor auf zu großer Fahrt. Unser Ziel war ... Stralsund; zum Eisessen und ein wenig durch den Hafen bummeln. Durch die festen Brückenöffnungszeiten am Rügendamm stand unser Mindestaufenthalt in Stralsund mit 3 Stunden bereits fest. Länger geht natürlich immer.
Aber was für ein Lotterleben?! Der Heimathafen war noch nicht mal außer Sichtweite, da flogen schon die Korken:
 

Anstoßen auf die Rückkehr der Urlauber - naja, ein Grund findet sich halt immer.
Als die Gläser gefüllt waren, verzogen sich die "Damen" auf das "riesige" Vorschiff


Endlich wissen wir auch, wozu diese lustigen Taschen am Niedergang sind. Wir dachten bisher, darin bewahrt man die Leinen auf. Nein, wie man sieht, sind das exklusive Flaschenhalter :-)
Auf der knapp einstündigen Fahrt sind wir fast verglüht. Die Luft stand , die Temperaturen waren für den Ostseeraum unerträglich. Im City-Hafen angekommen, schlichen wir schnell vom Fischbrötchen-Kutter zum Eisstand, vom Eisstand kurz durch den alten Hafen und dann bloß schnell wieder zurück zum Boot. Jetzt half nur noch Siesta, bis die Brücke wieder aufmachte und wir zurück nach Neuhof konnten.

Der Rückweg war, dank Wind und ausgeruhter Vierer-Crew, etwas sportlicher. Es wurde gesegelt. Das Boot gerieht komplett unter weibliche Führung ...


... trotzdem war die Stimmung unter den Herren recht ungetrübt:


Abends, als die Temperaturen etwas angenehmer wurden, bauten wir im Cockpit großes 10"-Kino auf. Mit Spannung wurden die zwei weiteren Viertelfinalspiele verfolgt - jeder auf seine Weise:
















Es ist Sonntag Abend und wir sind wieder nur noch zu zweit.
Danke Kenneth und Ira für die schönen Stunden! Es war zu lieb, uns hier "im Urlaub" besuchen zu kommen.
Eigentlich wollten wir heute noch einmal rausfahren und die Nacht in einer Bucht des Strelasund vor Anker verbringen. Aber die Hitze hier macht träge. Erst jetzt, zum Abend kam Wind auf und der ganze Hafen scheint unter den kühlen Böen aufzuatmen.
Wir sitzen mit einem schönen Glas Aperol-Spritz im Cockpit und machen einfach mal nichts. Nicht mal Pläne für die letzten zwei Tage. Dieser Urlaub bleibt ziemlich spontan, bis in die letzten Stunden.


Endpunkt als Zwischenstopp

04.07.2014

Endlich mal wieder richtig gut ausgeschlafen. Während der Herr Skipper noch schlummerte, schlenderte ich gegen 8 Uhr durch den noch stillen Hafen (ich mag diese Stimmung am Morgen) zum Hafenmeister, Liegegeld bezahlen und ein wenig "snacken". Auf dem Rückweg zum Boot traf ich auf den Brötchenservice eines Sralsunder Bäckers. Eine einfache aber geniale Idee: Handwagen geschnappt, eine Fuhre frisch gebackene Brötchen drauf und, wie angekündigt, für eine Stunde die Hafenmole auf- und abgelaufen. Allein der Duft holt die Segler aus der Koje. Mit meiner Beute ging´s zurück zum Boot. Harry wurde aus dem Bett geschmissen und ein langes, ausgiebiges Frühstück genossen. Da wir anschließend bis zur Öffnung der Brücke noch gut drei Stunden Zeit hatten, wollten wir uns noch ein wenig in der Hafengegend umsehen. Aber erstmal mussten wir uns um unseren Besuch an Bord kümmern:


Der kleine Brummer wirkte ein wenig erschöpft. Er wurde auf die schöne warme Sprayhood (Stoffabdeckung über dem Niedergang) gesetzt, ganz in die Nähe des Basilikums ;-)
Bevor es richtig losging, mussten wir noch Strom bezahlen, damit er auch weiter fließt. Das macht man über diese oder ähnliche Terminals mittels Guthabenkarte. Diese Karte wiederum bekommt man gegen Pfand vom Hafenmeister (oder seinem Automatenvertreter). Wie lange man diese Karte behält, ist einem selbst überlassen. Da wir im Jahr des Öfteren in Stralsund sind, sind wir "Dauerkartenbesitzer".


Wegen des schönen Wetters und der guten Laune und weil es vom Stand am Hafen überhaupt so lecker ist, gab es erstmal ein "Nach-Frühstücks-Eis". Italienisches diesmal, das Softeis hier aber auch sehr gut. Es gab heute so leckere Sorten wie Rhabarber-Quark oder auch Holunder-Sahne. Hmmm ...


Der Hafen von Stralsund wurde vor Jahren wunderschön restauriert, saniert, renoviert. Die alten Hanse-und Speicherhäuser sehen einfach schön aus:



Um 12 Uhr waren das Boot und wir bereit zum Ablegen. Die Brücke öffnete um 12:20 Uhr, der Weg dahin ist recht kurz - keine 10 Minuten. Zu unserer Überraschung wurde diesmal der von Ost kommende Verkehr zuerst durchgelassen. Sonst kommen hier immer die "Wessis" als Erste dran :-). Als wir dann das großen Ausflugsschiff am Ende der Armada sahen, war uns klar, das dies der Auslöser der Richtungsänderung war. Die Durchfahrt ist immer wieder aufs Neue ein Erlebnis. Man tuckert mit vielen anderen Booten unter Motor durch und der Brückenmeister grüßt jedes einzelne Boot.


Nach einer Stunde waren wir bereits im Heimathafen Neuhof angekommen. Unterwegs hatten wir echtes Sommerfeeling: Barfußsegeln in kurzen Hosen und Shirts. Fast schon zu heiß, aber wir wollen mal nicht gleich meckern. Warm war schön, sehr schön.
Gleich als Erstes wurde das Boot von außen gereinigt. Das Salz der letzten Tage wurde mit viel Waschwasser heruntergespült, der Ankerkasten geschrubbt und alles auf Hochglanz poliert. Morgen kommt Besuch, da wollen wir ja nicht wie die Vagabunden aussehen.

Anschließend waren wir dran. Eine lang ersehnte, ausgiebige Dusche und gründliche Körperpflege. Dafür nimmt man sich unterwegs nicht oft die Zeit und die Waschräume in den Häfen sind von unterschiedlicher Güte. Nachdem wir alle drei wieder hergestellt waren, gab es noch eine kleine Verschnaufpause, bis wir uns um 17 Uhr im Hafenrestaurant an unserem per Mail reservierten Tisch saßen und uns ein schönes Sommeressen vor dem WM-Spiel gönnten. Zum Spiel wurde es dann richtig voll und unsere Elf wurde mit viel Stimmung begleitet. Mann, war doch ein gutes Spiel! Das passt genau in unsere noch vorhandene Urlaubsstimmung. Weiter so, Jungs!!!

Jetzt senkt sich so langsam die Nacht über dem Hafen, die Sonne ging, wie so oft, dramatisch unter. Deswegen mal ein Foto mit "Nach-Sonnenuntergangs-Stimmung".


Das kommende Wochenende wollen wir betont ruhig verbringen. Ein bisschen vom Reisefieber runterkommen und nochmal richtig durchschnaufen, bevor wir am Dienstag Nachmittag zurück nach Berlin fahren.
Aber nicht, ohne noch ein bisschen über Strelasund und Bodden zu schippern. So ganz ohne Segeln geht es eben nicht - es werden also noch weitere Posts folgen.

Versprechen gebrochen

03.07.2014

Das war ja ein Reinfall. Anfangs ...

Eigentlich wollten wir uns einen Ruhetag gönnen. Die Gesichter sind verbrannt, die Muskeln müde und richtig ausschlafen wäre schön. Beim letzten Blick auf den Wetterbericht für die nächsten Tage stellte sich aber raus, dass es nur noch am Donnerstag schönen Südwestwind mit Stärke 4-5 Bft geben sollte, danach dümpelt nur noch ein schwacher 3 Bft aus Süd vor sich hin.
Also rafften wir uns ein neues Mal auf, um ein weiteres Segel-Highlight zu erleben. 7 Uhr aufstehen, zu lange Bummeln und somit erst 9:30 Uhr Abfahrt aus dem Hafen. Neues Ziel: der Cityhafen von Stralsund.

Abfahrt aus dem großen Yachthafen Hohe Düne in Warnemünde.

Was unsere müden Augen bei der Ausfahrt aus dem Hafen erblickten war "entsetzlich". Kleine Kräuselwellen auf großen Wellen schoben die Armada der Boote vor uns aus dem Hafenbecken. Von Wind der Stärke 4-5 keine Spur. Der hatte sich wohl in der Nacht zu sehr an den Riggs der Boote im Hafen zu schaffen gemacht und lag jetzt müde im Bett. Es duselte eine schlappe 2-3 vor sich hin und schickte ab und zu einen kurzen Hauch Ende der 3 Bft durch. Der Deutsche Seewetterdienst hat mal wieder sein Versprechen (auf guten Wind) gebrochen.
Das ist wirklich kein schönes Segeln. Die Wellen mit Wellenhöhen von 10 -100cm schoben sich von hinten schräg unter dem Boot durch und drehten es dabei fast um alle Achsen. Mangels Wind hatten wir kaum Vortrieb und waren diesem Geschaukel gnadenlos ausgeliefert. Den Gennaker hatte ich erst vorbereitet und dann doch wieder gelassen. Uns war klar, dass das große Tuch bei jedem Dreh des Bootes in einer Böe anluven wird und das kann bei 40m² ein ordentliches Spektakel werden.
(Anmerkung für die Nichtsegler unter euch: Ein Segel funktioniert wie die Tragfläche eines Flugzeugs. Mit genug Schub wird Unterdruck erzeugt und die gewölbte Seite wird noch oben bzw beim Segel nach vorn gezogen. Wenn das Gennaker gut steht und dann durch eine schnelle Drehbewegung des Bootes in die richtige Richtung dieser Effekt erzeugt wird, zieht das Segel das Boot komplett in diese Richtung - in die wir gar nicht wollen - und beschleunigt enorm. Eh man das wieder unter Kontrolle hat ...! Versteht man das halbwegs? Bin leider kein Segellehrer ... )

An der nördlichen Seite des Darß, Höhe Ostseebad Prerow, ließ die Wellenhöhe immer mehr nach. Wir einigten uns auf einen Test mit dem Gennaker und waren endlich wieder selig. Das Boot lief hier prächtig mit gut 6-7 ktn; wir holten sogar einige der großen Boote vor uns wieder ein:


Blick zurück auf die Überholten ... es war ein großes, langgezogenes Feld mit bestimmt 10-15 Booten mit uns unterwegs Richtung Stralsund.


Dann kam die Einfahrt in Fahrwasser von Süd-Hiddensee. Nicht gerade unsere Lieblingsstrecke. Die Fahrrinne ist sehr eng, ein Navigations- oder Fahrfehler endet schnell tief im Schlick. Allein kommt man da selten wieder raus. Völlig bizarr - du segelst in 4-6 m tiefem Fahrwasser und keine 10m neben dir stehen die Möwen im Sand. Das bisschen tiefes Wasser muss für beide Fahrrichtungen ausreichen:


Natürlich sind wir hier nicht mit dem großen Gennaker durch :-) Erst unter "normaler" Besegelung und später, als der Wind nicht mehr passte, unter Motor.

Nach 56 sm in 10:30 Uhr hatten wir es geschafft. Einlaufen in Stralsund. Aufgrund der späten Ankunft mussten wir selbst im großen Hafen von Stralsund noch lange suchen, eh wir einen Liegeplatz fanden. Geholfen hatte uns ein Niederländer, der uns Suchen sah und uns - auf dem Steg stehend und wild fuchtelnd - auf sich aufmerksam machte. Da, wo er stand, war noch ein Platz (der letzte im Hafen?) frei. Alle anderen Stege waren wir schon ohne Erfolg abgefahren.
Müde und hungrig wurde alles Notwendige schnell fertig gemacht und es ging zum Italiener am Hafen. Zum Kochen hatte keiner von uns beiden mehr Lust. Die Abendstimmung hier belohnte nochmal für den langen Tag. Aus der Richtung kamen auch wir gerade:


Bis zum Heimathafen Neuhof ist es von hier aus nur noch ein kleiner Hopser. In gut einer Stunde hat man die Strecke abgesegelt. Da geht es morgen erst einmal hin und es dort werden wir auch bis Sonnabend sicher bleiben. Unsere Freunde, die Crew der Hasardeur, kommt uns besuchen. Bis dahin werden wir uns mal richtig "ausgammeln", das Boot wieder auf Vordermann bringen und vor allem ... morgen Abend Fußball schauen. Zur Abwechslung mal mit deutschem Kommentator! :-)))
Aber es geht nochmal los. Ein paar Tage Urlaub bleiben uns ja noch.
Man liest sich?!

Gerührt vom Geschüttel

02.07.2014

Weiter auf unserem Weg nach Süden. Der Wetterbericht versprach mit 4-5 Bft gutes Segelwetter. Die paar angesagten Schauer sollten wir locker wegstecken. Unser Weg führte uns heute von Klintholm aus fast senkrecht runter, vorbei an Gedser, möglichst bis Warnemünde-Hohe Düne.
Am Anfang waren wir gar nicht zufrieden. Der Wind lümmelte bei schwachen 3 Bft vor sich hin und ließ uns am ausgestreckten Segel-Arm verhungern. Haaallooo - wir haben heute 50 sm vor uns.
Ein bisschen Stimmung kam immer dann auf, wenn ein paar Schauerböen durchzogen und uns gnädigerweise mal 4 Bft gönnten. Was sie aber auch mitbrachten waren dunkle Wolken und kühle Temperaturen. Wir haben den 2. Juli und wir sitzen mit 3 Kleidungsschichten im Cockpit. Cool - im wahrsten Sinne des Wortes.


Kurz vor dem Ende der Landzunge von Gedser, ich saß an der Pinne und war immer noch wegen des ausbleibenden Windes am Pöbeln, sahen wir hinter der aktuellen Regenwolke nur noch blauen Himmel. Ach - schön. Da kommt schönes Wetter. Naaaja :-)
Erst wurden die Wellen wesentlich höher, was sich bei wenig Wind besch ... eiden segelt. Du eierst um deine eigene Achse und kommst nicht vorwärts. Dann stieg die Windstärke, von 3 Bft auf 4, auf 5, auf 6, auf 7 (die aber nur inn kürzeren Böen). Huch, das war aber viel auf einmal. Unsere Zicke war kaum noch zu bändigen. Da half nur noch Rettungsweste an und zum Mast gerobbt, um das zweite Reff ins Großsegel zu binden. Kein Spaß bei dem Wind und vor allem dem Seegang. Man ist zwar mit dem Lifebelt (Sicherungsgurt vorn an der Weste) in eine fest mit dem Boot verbundenen Leine eingehakt, aber auf einen Sturz ins Wasser hatte ich nun wirklich keine Lust.

Die Wellen wirken unscheinbar, sind aber bis zu 1m hoch.

Der Wind schoss sich mit 10 m/s auf gute 5 Bft ein und blieb so. Irgendwann machte auch das wieder Spaß:



Auf gut halber Strecke mussten wir wieder ein Verkehrstrennungsgebiet (VTG) an seinem Ausgang queren. Diesmal war es etwas schwieriger als vor Skanör. Das VTG vor Rostock ist knapp 4 sm breit und war richtig gut befahren.
Schon kommt einer. Kein Problem, noch weit vor uns durch. 

Aber kaum war der Dicke durch ... 

... kündigten sich schon die nächsten an. Diese scheinen weit weg, sind aber binnen 10 min. vor unserem Bug.

Nach 40 Minuten war der Spuk schon vorbei. Dank ordentlich Wind von der Seite (Halbwindkurs) waren wir schnell wieder raus aus der Sammlung der Riesen. Diesmal übrigens vorbildlich im rechten Winkel:



Im Fahrwasser zum Hafen Warnemünde kamen uns noch ein Großer entgegen. Diesmal aber wesentlich langsamer und in angenehmeren Abstand:


Nun liegen wir da, wo wir hin wollten. Warnemünde - Hohe Düne. Ein relativ neuer Hafen, mit 800 Liegeplätzen riesig groß und "in höherer Preiskaterogie". Egal - das Wetter hat uns geschafft, wir haben Hunger und sind sehr müde. Ob es morgen weiter geht wissen wir noch nicht. Aktuell streiken unsere Knochen, wir sind durchgeschüttelt und etwas abgekämpft. Vielleicht gibt es einen Ruhetag ...  nach der Strecke (52 sm) :


Rückweg

01.07.2014

Der gute Segler denkt voraus. Vor allem der, den am Ende des Törns wieder ein Job erwartet, zu welchem er pünktlich zu erscheinen hat. Also taktiert man hin und her, wann man mit dem Rückweg beginnt, bevor die letzten Tage in Stress ausarten, weil der Wind nicht passt. Bei uns ist es soweit, wir sind auf dem Rückweg.

Verschlafene Gesichter guckten sich heute morgen an. Eigentlich ist Deutschlands Elf Schuld, dass wir regelrecht verkatert aussehen. Hätten die Jungs gleich vernünftig gespielt und es ohne Verlängerung geschafft, hätten wir gut 30 min. mehr Schlaf gehabt.

Da unsere Chemie gerade etwas explosiv eingestellt ist, beschränken wir uns aufs Segelerische. Sieben Meter Boot sind nun mal kein Tanzsaal; sich aus dem Weg zu gehen ist schier unmöglich. Also Augen zu und durch. Die Crew funktioniert ja trotzdem.
Skanör wurde nach einem spartanischen Frühstück gegen 8 Uhr verlassen; Appetit hatte keiner so richtig.

Die Lage des Hafens Skanör direkt vor einem Verkehrstrennungsgebiet (kurz VTG) ist bei Westwind SEHR ungünstig, wenn man südwestwärts weiter will. Denn ein VTG hat man, wie eine große Hauptstraße, möglichst im rechten Winkel zu kreuzen. Immerhin ist eine Spur im Schnitt 1,5 sm breit. Für die 3 Seemeilen (2-spurig!) braucht unser Boot schon 30-40 Minuten. Wenn dann so ein Dicker angedüst kommt, führt das bei unserer Bootsgröße schon zu dem einen oder anderen Schweißtropfen.
Bei Westwind ist das hier einfach nicht zu packen. Segeln geht nicht, wenn der Wind direkt von vorn kommt. Also musste wieder der kleine schwarze Schreihals ran, damit wir das VTG halbwegs vernünftig queren. Damit er und alle seine 8 PS nicht zu sehr leiden, fuhren wir - nicht ganz vorschriftsgemäß - etwas schräg zu Wind und Wellen (und somit auch dem VTG) und holten das Vorsegel als Unterstützung raus. Ungefähr 6 sm lang mussten wir drei das ertragen. Der Motor die Belastung, wir seinen Lärm. Aber gut, nach einer gepflegten Unterhaltung war uns eh´ nicht ...
So sieht das dann als Trackaufzeichnung aus - wie ein Abbild von Verkehrsrowdys:


Und in "echt" sieht das so aus: ein Containerschiff im Kreisverkehr des VTG:



Hinter dem Verkehrstrennungsgebiet durfte dann endlich gesegelt werden. Der Wind zierte sich am Anfang noch etwas, kam dann aber mehr und mehr auf.  Dieses "Mehr" stellte sich dann bald als Schauerböen heraus. Das heißt, erst bekommt man starke Böen ab und danach den Schauer. Aus 3 Bft wurden erst 5, dann 6 und in Spitzen hatten wir 7 Bft (=14 m/s). Da half nur noch, schnell nach vorne zu gehen und das 2.Reff ins Großsegel zu binden. Anders waren diese Winde nicht zu beherrschen.
Die Welle baute sich natürlich auch noch auf, knapp mehr als 1 m Höhe kam da angerollt. Immerhin hatten wir endlich mal wieder Spaßgeschwindigkeit - also in den Abschnitten, in denen wir uns nicht in den hohen Wellen "feststampften". Das passiert dann, wenn der Wellenabstand und die Länge des Bootes so gut zueinander passen, das die erste Welle noch knapp "überfahren" wird, das Boot in die zweite Welle schon leicht reinfährt und von der dritten dann fast aufgestoppt wird.
Aber wir haben uns trotz Wind und Welle im Kreuz Richtung Südseite Insel Møn kämpfen können und kamen mit einem ganzen Pulk von Booten in den Hafen Klintholm. "Boah, nass und fertig" - das stand jedem ins Gesicht geschrieben, der mit uns einfuhr.


Mit einem warmen Essen im Bauch (Spaghetti aglio olio mit mariniertem Nackensteak - die Kühlbox musste entrümpelt werden und wir hatten keine Lust auf Grillen) noch schnell Liegegeld bezahlen und ab in die Koje. Morgen geht´s weiter - Pläne haben wir für fast jede angesagte Windrichtung. Die deutsche Küste wird es sicher werden. Ostseeküste ... klar :-) Aber wo?!?!?

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